Feinstaub – das ist nicht erst dann ein Problem, wenn die Grenzwerte überschritten werden. Besonders gefährlich ist Feinstaub für Kinder. Kinderärzte warnen auch bereits eindringlich: Die Gefahr wird unterschätzt. „Kleinste Feinstaubpartikel gelangen über die Atemwege bis in die Lungenbläschen der noch nicht voll entwickelten Kinderlungen und führen dort zu einer Entzündung. Als Folge zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei Asthma. Studien haben ergeben, dass Kinder in belasteten Regionen eine schlechtere Lungenfunktion aufweisen“, erklärt Primar Josef Riedler von der Kinder- und Jugendheilkunde-Abteilung am Krankenhaus Schwarzach. Plastisch beschreibt es der Leiter der Kinderlungenambulanz der Landeskliniken, Isidor Huttegger: „Kinder leben nun einmal in Auspuffhöhe.“
Die Feinstaub-Grenzwerte wurden in Salzburg erneut überschritten. Mutige politische Gegenmaßnahmen bleiben aber aus.
Man kennt die Situation seit Jahren: Bei länger andauernden Inversionswetterlagen, zu denen es in jedem Winter kommt, kommt es auch zu einer erheblichen Feinstaubbelastung. (Bei solchen Wetterlagen wird ein Aufsteigen der Schadstoffe in die Atmosphäre verhindert.) Verursacher der Feinstaubpartikel sind der Autoverkehr und Abgase aus dem Hausbrand, beziehungsweise aus den Heizkaminen. Verschärft wird die Situation durch den Abrieb von Streusplitt auf den Straßen, der durch den Autoverkehr aufgewirbelt wird.
Selbst für Erwachsene ist es eine Belastung: Der an Straßen aufgewirbelte Staub verschlägt einem buchstäblich den Atem. Besonders gefährlich ist der Mix aber für Kinder, vor allem für Kleinkinder.
Kinderärzte warnen bereits eindringlich vor den gesundheitlichen Folgen, wie der bereits zitierte Primar Josef Riedler von der Kinder- und Jugendheilkunde am Krankenhaus Schwarzach und der Leiter der Kinderlungenambulanz der Landeskliniken, Isidor Huttegger. Nicht nur die Lungenfunktion wird geschädigt, Kinder aus Regionen mit Feinstaub-Belastungen sind auch anfälliger für Infekte, die dann auch langsamer abheilen.
Beim erwachsenen Menschen komme dazu die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt.
Dass es bei Feinstaub aus medizinischer Sicht keine „Wirkschwelle“ gibt, darauf wird auch im Luftreinhalteprogramm 2013 des Landes deutlich hingewiesen. Sprich: Auch Feinstaubkonzentrationen unter dem gesetzlichen Grenzwert können gesundheitliche Schäden zur Folge haben.
An mutigen politischen Gegenmaßnahmen fehlt es jedoch: Unpopuläre, aber vielversprechende Vorschläge wie eine Stadtmaut, Gratis-Öffis oder gar Fahrverbote an Tagen mit starker Inversionswetterlage verschwinden schnell in der Schublade. Man scheint sich auf der Tatsache auszuruhen, dass etwa im Vorjahr in Salzburg der gesetzlich geregelte Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub (PM10) pro Kubikmeter Luft „nur“ an zehn Tagen überschritten wurde. Das Bundesgesetz erlaubt eine Überschreitung an 25 Tagen, die EU hält bis zu 35 Überschreitungstage für unbedenklich.
Und auch was den Streusplitt betrifft, womit die Feinstaub-Problematik verschärft wird, werden keine wirksamen Maßnahmen ergriffen.
2.500 Tonnen wurden bisher in diesem Winter allein in der Stadt Salzburg gestreut, rund 1.000 Tonnen waren es im Jahr davor. „An manchen Tagen macht der Streusplitt bis zu einem knappen Drittel der Belastung aus“, sagt Alexander Kranabetter, Leiter des Luftgütemessnetzes des Landes.
Trotzdem wird in der Stadt Salzburg – entgegen den Empfehlungen eines vor Jahren erarbeiteten Maßnahmenkatalogs – bis heute Kalksplitt statt des abriebfesteren Basaltsplitts verwendet. „Wir leben in einer Kalkregion, den Basalt müsste man von irgendwo herkarren“, sagt Albert Weilbuchner, Leiter des städtischen Fuhrparks. Die vielfach geäußerte Kritik, der Streusplitt liege zu lange auf den Straßen, lässt Weilbuchner nicht gelten. „Die Leute, die sich zuerst aufregen, dass wir zu wenig streuen, beschweren sich dann, dass wir zu lange nicht einkehren.“ Der Staub ließe sich, so Weilbuchner, nur durch den verstärkten Einatz von Streusalz verringern, was aufgrund des vom Gemeinderat beschlossenen Salzstreuverbots abseits von Hauptdurchzugsstraßen unmöglich sei.
Für Salzburgs Verkehrsstadtrat Johann Padutsch von der Bürgerliste ist eine geringere Feinstaub-Belastung nur über eine radikale Reduktion des gesamtstädtischen Verkehrs um 20 Prozent erreichbar.
„Das ist auch eine Frage des politischen Mutes. Wir haben die Stadtmaut gefordert, stehen damit aber alleine da“, so Padutsch, der beim Thema Feinstaub-Bekämpfung aber in erster Linie das Land am Zug sieht. Alexander Kranabetter vom Luftgütemessnetz des Landes verweist auf Maßnahmen wie die Einführung der Partikelfilter in Fahrzeugen und Heizungsanlagen oder die Förderung von Fernwärme, die bereits zu einer Reduktion der Feinstaub-Belastung geführt haben.
Was offenbar nicht reicht: An der Messstelle Rudolfsplatz werden bis zu drei Dutzend Grenzwertüberschreitungen pro Jahr registriert. Inzwischen hat sich die Wetterlage geändert, womit die Feinstaub-Gefahr zwar vorerst gebannt ist. Die nächste Inversionswetterlage kommt aber bestimmt.